Jeder kennt das: Grad als Kind wollte man am
liebsten jedes lebendige Wesen mit nach Hause nehmen, dass einem
über den Weg lief. Einige Menschen machen dies und einige nicht. In
die Diskussion was richtig ist & was nicht und in welchem Maße,
möchte ich mich nicht einmischen. Aber meine Erfahrungen, Gefühle
und Abenteuer kann ich beschreiben: Für mich war als Kind jedes
Tier etwas besonderes, ob Frosch, Tausendfüßler, Schmetterling,
Pferd oder, oder, oder... Ich musste es beobachten,anfassen,
erforschen und herausfordern. Und oft machte ich Erfahrungen, die
ich nicht wiederholen will, und so bin ich mit 4 Jahren zu der
Erkenntnis gekommen: "Regenwürmer schmecken nicht!" Wenn ich mich
heute erinnere, kann ich sagen, ich wäre liebend gern auf einem
Bauernhof aufgewachsen und auch heute noch gibt es Tiere die ich so
gern "Live" sehen würde...
Aber wie heißt es so schön: Man kann nicht alles haben...
Ich hatte die Freude das ich mein Leben lang Haustiere um mich
hatte. An einige erinnert man sich nach einigen Jahren nur noch
wage und andere wird man ein Leben lang nicht vergessen. Der Hase
"Hoppel", der erste Hund meiner Eltern "Prince", Das Kaninchen
"Schlappi", Die Katzen "Minka", "Morle", " Jenny", " Doreen", "
Trimmy ", "Charlie", "Charlie II", "Filou", "Max" die treudoofe
Teckeldame "Lady", die sprunghafte "Jule", die Schwestern
"Schneeweißchen & Rosenrot" *grins*, "Laika", "Rex", "Timmi"...
Die Liste könnt ewig weiter gehen. Und je älter man wird umso
schwächer werden die Erinnerungen...
Doch die Gegenwart zählt, nicht wahr?
Die Begegnung mit den Findelkindern
Mit einem kleinlauten Jaulen irgendwo im Dunklen... Irgendwo in der Ferne hat es angefangen... Ich war an diesem Abend mit einer Freundin unterwegs . Es war der 16. September 2003 ein schwüler Abend. überall zirpten Grillen und die Mücken waren so aufdringlich das ich fast vergaß wieso wir im Auto durch die Gegend streiften. Aber das mitleidige Jaulen des kleinen getigerten Katers den wir grad bei einer Tierärztin abgeholt hatten holte mich wieder aus meinen Gedanken. Wir fuhren der Ärztin hinterher um einen Spielgenossen für den kleinen Kerl abzuholen. Die Straße war nicht befahren und nach einer halben Ewigkeit erreichten wir einen alten Resthof. Die Frau des Hauses hieß uns gleich Willkommen und teilte uns mit einer schüchternen und fast schon traurigen Miene mit, dass ihre Kinder den kleinen Findling den ich in Obhut nehmen wollte, dann doch lieber selber behalten wollten... Ich dürfe sie mir ja mal anschauen aber mitnehmen... Nein das auf keinen Fall. Ich verzichtete dankend und schlenderte zurück zum Auto. Und da war es, das kleinlaute Jaulen irgendwo im Dunkeln. Neugierig wie ich bin schlich ich den Lauten immer näher. Im Mondschein konnte ich einen alten Stall erkennen... Pferdeboxen, ein kleiner Heuschuppen nebenan... Und dann hörte ich es immer deutlicher... Das war doch eine Katze?! Meine Freundin war mir gefolgt und deutete fast gleichzeitig mit mir auf den Dachboden der kleinen Hütte. Platzend vor Neugier machten wir uns auf die Suche nach einer Leiter, welche nach kurzer Zeit von der Resthofbesitzerin beendet wurde. Die mittlerweile dazugekommene Tierärztin bestieg die Leiter und ich spürte vor Neugier mein Herz pochen. Als die Ärztin langsam die Leiter herabstieg erkannte man etwas in ihrem rechten Arm... ein Korb, ein Karton, eine Decke... Irgend so etwas. Wir schauten hinein und sahen ein Häufchen Elend... Es stellte sich heraus das es fünf kleine Kätzchen waren, nicht älter als einer Woche und in erbärmlichem Zustand. Bei näherer Betrachtung sahen wir das eins der Kleinen bereits tot war. Und in einem mutlosen Ton sagte Jemand: "Die machen auch nicht mehr lange." Ich kann nicht beschreiben was in meinen Innersten vorging. Es schnürte mir fast die Kehle zu. Ich wollte nicht tatenlos bleiben und die Kleinen ihrem Schicksal überlassen. Kurzerhand nahm ich eines heraus. Ein kleiner, weicher und schwarzer Fellberg. Ganz kalt war es und ungewöhnlich leicht. Ich hatte schon unzählige Male Katzenwelpen auf meiner Hand gehabt aber das war mit dieser Erfahrung nicht zu vergleichen. Ich entschloss, mich ihnen anzunehmen und das zu tun was in meiner Macht stand. "Viel Hoffnung mach dir mal nicht, sonst bist du noch enttäuscht wenn es keiner von ihnen schafft", hörte ich die Ärztin sagen, "Meine Hilfe biete ich dir an, Ersatznahrung und Ratschläge kann ich dir geben, aber eine Garantie ist das nicht." Und mein Entschluss stand fest. Den kleinen Würmern gebe ich das was ich kann damit sie durchkommen. Ich werd sie aufziehen und pflegen... Aber auf was ich mich da einließ wird mir im Nachhinein erst bewusst. Jetzt wo es geschafft ist und ich das Ganze mit Abstand betrachten kann.
Die Aufzucht
Die vier kleinen unterkühlten Fellknäule
jaulten die ganze Fahr über. Die klamme Decke stank erbärmlich und
ich konnte die Ankunft in meiner warmen Wohnung kaum erwarten. Als
wir ankamen kramte ich gleich den zukünftigen Unterschlupf
zusammen. Ein kleiner Karton, ein paar alte Handtücher, ein
kuschelig warmes Roggenkissen... Das war der Anfang der für die
erste Nacht reichen musste.
Ich bekam kein Auge zu, jedes kleine Jaulen riss mich aus dem
Schlaf, und die Tatsache das die kleinen ruhig schliefen lie� mich
auch nicht zu Ruhe kommen. Mein größter Wunsch war es, morgens
aufzuwachen und alle lebendig im Karton zu entdecken. Jede Stunde
schaute ich nach um mich zu vergewissern. Am ersehnten Morgen
stellt ich mit Freude fest das die kleinen einen starken Willen
haben zu überleben. Es fiepte und krabbelte im Karton und die
gierigen Trinkversuche der kleinen machte mir Mut. Sie gaben mir
die Gewissheit das dass was ich tat nur ein Erfolg werden konnte.
Die Sorgen waren nicht verbannt, aber die Hoffnung nahm einen
größeren Teil meiner Gefühle ein. Die nächsten Tage verbrachten die
kleinen in der geborgenen Wärme der Rotlichtlampe. Es war ein
tolles Gefühl die lebenslustigen Vier herum tapsen zu sehen. Die
tollpatschigen Gehversuche und die zufriedenen Mienen der Süßen
ließen mich wissen das ich auf dem richtig Weg war. Doch ganz ohne
Problem konnte es ja nichtweitergehen, das würde zu sehr an ein
Wunder grenzen...
Die Tage vergingen und so allmählich begannen sich die Augen der
Kleinen zu öffnen. Fast bei allen. Die leicht gebeulten
Augenstellen machten mir zunehmend Sorgen und ich kontaktierte die
Ärztin. "Du musst die Augen öffnen", sagte sie," Aber du muss mit
einem nicht grad appetitlichen Anblick rechnen. Musst dich
zusammenreißen und tu mir den Gefallen, kotze nicht auf die
Katzen... Ich übertreibe nicht, es wird echt eklig. Du muss sie
öffnen und den Eiter leicht abwischen und das regelmäßig!" Ich
schluckte und versuchte es. Glaubt mir es war das ekeligste was ich
mir vorstellen konnte. Die kleinen hilflosen Würmer in der Hand zu
haben und mit leichtem Druck die Lieder auseinander ziehen bis sie
sich öffneten... Sie taten mir so leid. Zu meiner Überraschung
schaffte ich es mich zu überwinden und alle Welpen von diesem Druck
zu befreien. Nur bei einem, dem Kater Charlie war irgendetwas
anders. Sein Auge war rot geschwollen und trüb. Doch auch dieses
Problem bekamen wir bald in den Griff. Doch für alle Probleme die
uns noch Wochen begleitet hatten( sei es Durchfall, Erbrechen,
Appetitlosigkeit etc.) war die steigende Lebensfreude und Agilität
der Kleinen Grund genug durchzuhalten. Doch je besser es ihnen
ging, desto näher kam die Gewissheit das wir Fünf uns bald trennen
mussten. Es war eine Tatsache das meine kleine Wohnung zu klein sei
um allen Vieren genügend Platz zu bieten...
Die Trennung der vier Gefährten
Wir arrangierten unser Zusammenleben so gut es ging. Mein Bad
teilte sich in den Katzen- und Menschenbereich. Und die wachsende
Selbständigkeit gab auch mir wieder Zeit für mehr. Ich nutzte jede
Begegnung mit Freunden um ein liebevollen neues Heim für meine
Zöglinge zu finden. Zu meinem Erstaunen erwies sich diese Suche
jedoch als leicht zu lösendes Problem. Kurzerhand fand sich jemand
in meiner Familie, der nur all zu gern zwei der Süßen zu sich
nehmen wollte. Und dann war sie da die Gewissheit das ich mich
entscheiden musste. Welche der Vier Katzen wollte ich für mich und
welche der Kleinen wollte ich weg geben. In den vielen schweren
Wochen die wir gemeinsam überstanden hatten machte diese
Entscheidung schwer. Jeder für sich hatte Charakterzüge die
liebenswert waren. Die eine war neugierig ohne Ende, die andere
furchtlos, die weitere liebte das essen und das bequeme und der
kleine Kater war so entdeckungsfreudig und kampflustig. Die
kleinste und der Kater waren grau getigert und hatten weiße Bäuche.
Die andere Katze war gemustert wie eine Kuh und die pummelige war
schwarz mit kleinen aufleuchtenden weißen Flecken an der Brust und
Bauch. Die Entscheidung konnte und wollte ich nicht treffen und
habe sie schmerzlich an das neue Herrchen übergeben. Als ich an
diesem Wochenende im Januar 2004 wieder in meine Wohnung kam und
nur noch zwei der Süßen aus dem Transporter holen konnte, fühlte
ich mich als sei ein Teil meines Innersten fort. Es fehlte was.
Nicht nur mir schien der Abschied schwer gefallen zu sein. Auch die
bei mir gebliebenen Kätzchen suchen den ganzen Abend die Wohnung
ab. Erst nach und nach gewöhnten sie sich an ihre "doppelte
Einsamkeit" und sie begannen sich gemeinsam die Zeit zu vertreiben
und ihren "Jagtkünste" zu verfeinern...
Emma und Marie
Tage, Wochen und Monate folgten. Meine Süßen erforschten immer
mutiger die Umgebung. Und sie begannen allmählich auf ihre Namen zu
reagieren... Zumindest dann wenn sie mein Rufen nicht grad schamlos
überhören wollten. Meine Geduld und meine Wohnungseinrichtung
mussten ungeschont leiden. Blumentöpfe, Blumen, Gardinen,
Dekorationen jeglicher Art, alles musste leiden...
Es war eine selbstverständliche Liebe zwischen uns Dreien. Egal wo
ich war, sie folgten mir. Emma das bequeme Moppelchen und Marie die
dominante, tollpatschige Zicke... Die zwei ergänzen sich einfach
wunderbar, sei es beim zerkratzen meiner Tapete oder im gekonnten
ignorieren meiner Rufe. Wenn etwas ihre Aufmerksamkeit erregt
hatte, behielt es sie bis die beiden ein neues Abenteuer erleben
wollten. Und auch heute noch haben sie sich kaum verändert... Ob
ein neuer Mensch ist der in unser Leben trat oder der
Wohnungswechsel. Sie steckten alles weg, arrangierten sich damit
und lernten es lieben. Und nun steht uns nur noch ein großes
Abenteuer bevor: Die Kastration und die Gewöhnung an das Leben
draußen. Der schöne, großzügige Garten der Wohnung und die ruhige
Umgebung wird den Beiden genug Nährboden für unzählige Abenteuer
bieten aber das ist wieder eine neue Geschichte...
Mittlerweile sind über 5 Jahre vergangen seit dem Umzug.